Donnerstag, 28. Februar 2013

...wär ich gestern gern zur TED-Konferenz gegangen

Leider fanden drei der live ins schöne Cinema Paraiso in Usaquén übertragenen Vorträge während meiner Arbeitszeit statt – und die vierte deutlich zu spät für eine, die sich immer noch von der Erkältung erholt und täglich um fünf Uhr aufsteht.

[Aber zum Glück gibt's TED Talks ja auch im Internet (Tipp: alles von Hans Rosling).]

Hab ich unter anderem verpasst: einen Teenager, der Bauchspeicheldrüsenkrebs früher erkennen will.
Comic: blog.ted.com






Mittwoch, 27. Februar 2013

...hat der Bürgermeister die Papaya-Republik ausgerufen

Die Stadt hat ein neues Lieblings-Hashtag. #PetroStyle macht sich über Bürgermeister Gustavo Petro lustig, der zur Diebstahlprävention* öffentlich rät: "Benutzen Sie Ihr Handy nicht auf der Straße!"
Eine der vielen Antworten darauf: "Bezahlt nicht die valorización [eine neue Steuer, die Petro eingeführt hat], wenn ihr nicht beklaut werden wollt."

* Das verdammte No dar papaya (in etwa "Gelegenheit macht Diebe", wörtlich allerdings "Keine Papaya bieten"), das ich seit dem ersten Tag hier gehasst habe, da es das uralte das-Opfer-ist-selber-schuld-Prinzip ist wie über eine vergewaltigte Frau zu sagen, ihr Rock sei zu kurz gewesen.

Dienstag, 26. Februar 2013

...will die UNO ein Ende des Kaffeebauern-Streiks

Das einstige "Rückgrat der kolumbianischen Wirtschaft" ächzt: Dank Klimawandel, schlechter Dollarpreise und harter Konkurrenz aus Brasilien und Vietnam rentiert sich die cafecultura nicht mehr. Nun streiken die Bauern – und der Vertreter der Vereinten Nationen, Bruno Moro, hat die Regierung aufgefordert, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen und gemeinsam einen Weg aus der Krise zu suchen.

Montag, 25. Februar 2013

...bin ich im Osten ganz klar Wessi

Die Bedienung in der Bäckerei* weiß sicher nicht, ob ich aus West- oder Ost- oder überhaupt, dass ich aus Deutschland komme, sondern nur, dass ich gegenüber wohne – trotzdem schafft sie es jedes Mal, mich kurz zu verwirren, wenn sie um meine Bestellung bittet: Y para la Wessi?

(Tatsächlich nennt sie mich veci, die Abkürzung von vecina: "Und für die Nachbarin?")

Vor der Bäckerei sitzt noch so ein veci. 



* La Santa María, wo die Croissants nur 300 Pesos kosten

Sonntag, 24. Februar 2013

...war ich heute beim Taj Mahal

Kannte den Blick darauf schon (von Anas Finca), war allerdings heute das erste Mal da: im Parque Jaime Duque, einem kleinen "zurück-in-die-Zukunfts-und-Vergangenheitsvorstellung-der-70er-Jahre"-Vergnügungspark mit Raketen und Dinosauriern, Spiegelkabinett und Geisterbahn - und eben Gebäuden wie diesem, das sich Jamiroquai vor ein paar Jahren als Konzertkulisse ausgesucht hat.

Das Taj Mahal in den Anden. Foto: Cami

Samstag, 23. Februar 2013

...ist Nasehochziehen salonfähiger als Schnäuzen

Werde so selten krank, dass ich's immer wieder vergesse: sich hier vor anderen die Nase zu putzen ist absolut tabu – sie geräuschvoll hochzuziehen (was ich viel ekliger finde) hingegen völlig ok.

Was wohl beim ersten kolumbianischen Knigge-Seminar gelehrt wurde? Wahrscheinlich, dass man beides lassen sollte.
Quelle: knigge-akademie.de

Freitag, 22. Februar 2013

...arbeiten an einem Stockwerk 31 Bauarbeiter und ein Hund

Okay, bei dem vermeintlichen Hund (roter Kreis) bin ich mir nicht sicher, aber die Helmträger lassen sich leicht nachzählen. Und das Beste: Alle sind beschäftigt!*

Ein Klick macht's größer.

* Soll heißen: Niemand steht doof rum wie auf deutschen Baustellen. Das war übrigens am Mittwochmittag. Heute, Freitag, war der Boden fertig zementiert und ein paar der tragenden Wände auch. Ich wette, am Montag kommt die nächste Etage.

Donnerstag, 21. Februar 2013

...sag ich schon mal gute Nacht

Grippe. Und zuckersüßes giftgrünes Zeug, das mir Paula empfohlen hat. Und tschüss.

Und nein, das Foto im Hintergrund zeigt nicht Iggy Pop in Bogotá.

Mittwoch, 20. Februar 2013

...wird Iggy Pops Privatsphäre noch gewahrt

James Newell Osterberg Junior alias Iggy Pop hatte auch mal eine kolumbianische Freundin, doch die hat ihre Fotos von ihm nicht an die große Glocke, sondern bloß an die Wand ihrer Wohnung in der Candelaria gehängt* – und schon gar nicht ans Zeit-Magazin verkauft.

Quelle: www.facebook.com/ZEITmagazin
* Ich allerdings bereue manchmal, kein Foto vom Foto gemacht zu haben, als ich vor ein paar Jahren in dem Haus war; mir glaubt nämlich nie jemand...

Dienstag, 19. Februar 2013

...weiß ich keinen Rat gegen all die Ausländerfreundlichkeit

Im Laden bevorzugt, im Bus angelächelt, im Büro von den Putzfrauen begrüßt, als sei ich die Chefin, und wenn auf der Straße alle ihren Ausweis zeigen müssen, nicken mir die Polizisten nur freundlich zu – ich könnte (Achtung, Ironie!) die skrupelloseste Mafiosa sein, ich würde niemals auffliegen dank des positiven Rassismus hier.

Tausendmal gesehen (zuletzt heute), selbst noch keine erlebt: una requisa. Foto: airenuevobogota.wordpress.com



Montag, 18. Februar 2013

...verirren sich Kugeln auch schon mal in Panzerglas

Natürlich dachte Ombudsmann Ordóñez gleich an ein Attentat, als im vergangenen Jahr ein Schuss seinen Wagen traf* – nun sind die Ballistik-Gutachten veröffentlicht worden: Offenbar handelte es sich um eine sogenannte bala perdida ("verirrte Kugel").
Quelle: semana.com
* Übrigens in einer Kurve der Avenida Circunvalar, über die Cami täglich fährt – in unserem natürlich nicht gepanzerten Auto...

Sonntag, 17. Februar 2013

...werden die Frühstückseier auf der Straße gebraten

Für einen warmen Maisfladen (arepa) und eine Portion Rührei (huevos pericos) brauchst du nichts als umgerechnet einen Euro – und vielleicht, trotz der Handschuhe, einen starken Magen.

Wie diese Frau gehen in der Hauptstadt etwa 45% der arbeitenden Bevölkerung einer informellen Beschäftigung nach –
was unglaublich viel klingt, ist landesweit eine der niedrigsten Raten.

Samstag, 16. Februar 2013

...protestieren Atheisten gegen den staatlichen Ombudsmann

Die Asociación de Ateos de Bogotá organisiert morgen im Parque Giordano Bruno* eine Demo gegen Alejandro Ordóñez: Der erzkonservative Procurador ist gegen Abtreibung, Sterbehilfe und LGBT-Rechte – und soll in den achtziger Jahren Bücher verbrannt haben.

"Der Allmächtige: Nie zuvor hatte ein Ombudsmann so viel Einfluss. Wie weit geht seine Macht und wie gefährlich ist sie?", titelte Semana vergangenes Wochenende. Quelle: semana.com
* Anlass ist dessen sich jährender Tod auf dem Scheiterhaufen

Freitag, 15. Februar 2013

...darf länger saufen, wer weniger umbringt

In Chapinero und Teusaquillo gab es 2012 weniger Morde als im Vorjahr, und als "Belohnung" kriegen die Bewohner dieser beiden Kieze jetzt nicht nur bis elf Uhr abends, sondern bis ein Uhr morgens Schnaps in den Läden.

Die schöne Plazoleta de Lourdes, wo die Polizei vor einer Woche "100 Tage ohne Mord in Chapinero" gefeiert hat. Was ich nicht verstehe: Wenn die Sperrstunde doch offenbar erfolgreich war – warum sie aufheben? Quelle: www.bogota.gov.co

Donnerstag, 14. Februar 2013

...spare ich mir ab jetzt für 1,25 Euro das Schuheputzen

"Das ging aber schnell!", sagte ich erstaunt zum lustrabotas, der kurz nach dem Foto fertig war. "Tja, das sind 17 Jahre Übung, Señorita – ich wäre dafür nicht so flink mit diesem Handy wie Sie."

Mit Blick auf den Ehering gab ich ihm zu den 3000 Pesos spontan noch meinen Valentins-Cupcake aus dem Büro
– doch für ihn war klar: "Den schenke ich meiner Tochter!"

Mittwoch, 13. Februar 2013

...wird der Aschermittwoch noch wörtlich genommen

Etwa jeder zweite Bogotano, den ich heute gesehen habe (auch unter den Kollegen), hat es irgendwie geschafft, in einer Pause in eine Kirche zu gehen und sich ein Asche-Kreuz auf die Stirn drücken zu lassen – immer wieder bemerkenswert, der Katholizismus hier.

Illustration: www.elcolombiano.com

Dienstag, 12. Februar 2013

...stehen weiße Elefanten der Stadtplanung im Weg

Nicht zu Ende gebaute oder zumindest nicht zu Ende gedachte Ungetümer, elefantes blancos genannt, nehmen Platz weg und fressen Geld – ein Abriss kommt für den deutschen "Bau-Chirurg" Dieter Magnus jedoch nicht in Frage.




Ein berühmter Elefant ist der Parque Bicentenario: ursprünglich als Grünanlagen geplante Brücken über der 26. Straße
(Magnus spricht ab Minute 4:33)

Montag, 11. Februar 2013

...lobt die Nachrichtensprecherin das makellose Latein des Noch-Papstes

Aufmacher in den Abendnachrichten: En un impecable latín habe der Papst heute seinen Rücktritt bekanntgegeben, so die Moderatorin (die vermutlich selbst fließend Latein spricht und sich so dieses Urteil gebildet hat).

Vicky Dávila hat nicht die Hose vergessen. Quelle: lafiscalia.com





Sonntag, 10. Februar 2013

...steht bei Juanes jetzt noch ein Grammy auf dem Kaminsims

Sein Unplugged-Konzert ist heute als das beste Latin-Pop-Album ausgezeichnet worden: nach einem vorherigen Grammy und bereits neunzehn Latin Grammys die 21. Trophäe dieser Art für den kolumbianischen Sänger.
 
Von der prämierten Platte: ein Duett mit Altrocker Joaquín Sabina.

Samstag, 9. Februar 2013

...tobte vor zehn Jahren der Krieg

Eins der dunkelsten Kapitel der Geschichte der kolumbianischen Hauptstadt: Am 7.2.2003* explodierte im Parkhaus des Elite-Clubs "El Nogal" eine Autobombe der Farc; sie tötete 36 Menschen und verletzte 200 weitere – viele der Opfer gehörten nicht zur anvisierten Oberschicht, sondern waren arme Angestellte oder Passanten.

Das Gebäude unmittelbar nach der Explosion (links) und heute, nach dem Wiederaufbau (rechts). Quelle: semana.com
* Den Jahrestag am Donnerstag hab ich also verpennt.

Freitag, 8. Februar 2013

...sind die Simpsons in aller Munde

Ob Kaffee von Homer als cafecultor Valdez...

...oder Barts und Lisas Trinkjoghurt. (Der Büffelmozzarella dahinter fällt mir jetzt erst auf – gut zu wissen!)

Mittwoch, 6. Februar 2013

...kostet Autofahren morgen 3600 Euro*

Es ist wieder so weit: Der día sin carro steht bevor, und da ich Betriebsausflug habe, früh mit dem Transmilenio los muss und spät mit dem Taxi zurückkomme, kündige ich schon mal an, dass es morgen wohl keinen Eintrag gibt – dafür gibt's heute ein schönes Foto von der Stadt ohne Autos.

Quelle: www.elespectador.com
* Die Geldbuße für Leute, die sich trotzdem ins Auto setzen: 15 Mindestlöhne.

Dienstag, 5. Februar 2013

...hat die rosa Zone zum Glück noch kein "Kiss" erlebt

Am Wochenende hat die Polizei die Sicherheit dreier Nachtclubs in der "Zona Rosa" kontrolliert: Der Betreiber des einen wurde verwarnt (Gas-Tank muss raus; weniger Leute sollen rein) und die anderen zwei Clubs wurden gleich geschlossen (fehlende Notausgänge und hohe Brandgefahr). Unheimlich.

Montag, 4. Februar 2013

...soll das Rote Kreuz ausziehen, zwei Deutsche zu befreien

Auf semana.com standen sogar die Namen: An der Grenze zu Venezuela soll die Rebellengruppe ELN zwei Deutsche entführt haben; offenbar hält die Guerilla die Männer für Geheimagenten, da sie ihren Aufenthalt im Osten des Landes nicht schlüssig erklären konnten.

"Was sollen denn zwei Deutsche hier ausspionieren wollen?" Präsident Juan Manuel Santos hält die Erklärung der Rebellen für eine Ausrede und fordert die sofortige Freilassung der Geiseln – etwa ihre Übergabe an das Rote Kreuz.

Foto aus einem anderen Zusammenhang: prisma.co.uk


Sonntag, 3. Februar 2013

...und Cundinamarca heißen schon neun Babys Milan Piqué

Landesweit haben 29 Elternpaare ihr Kind (darunter auch ein Mädchen) nach Shakiras Sohn benannt.

Die Zahl der Woche in der heutigen Semana. (Die Zahl für die Hauptstadtregion stammt aus Camilos Recherchematerial.)




Samstag, 2. Februar 2013

...haben die Menschen empfindliche Nasen

Die Tatsache treibt allerdings wundersame Blüten: So wird in diesem Büro etwa gebeten, doch bitte nicht im ersten Stock "Kacki zu machen", sondern lieber z.B. im sechsten, wo sich besser lüften lasse.

Quelle des Fotos der Autorin bekannt ;o)




...feiert die Stadt 10% Mangelernährung bei Kindern

Okay, seit 2001 ist der Anteil der fehlernährten Unter-Fünfjährigen immerhin gesunken – aber bei immer noch mehr als jedem zehnten Kind von celebrar zu sprechen... überzeugt mich nicht so ganz, El Espectador!