...ist die Karli da - und der Strom weg

Meine Schwester ist heute angekommen und prompt begrüßt sie der erste Stromausfall in unserer neuen Wohnung. Bislang dauert er eine Stunde an...

...ist Bildung Futter fürs Gehörn

Ausgerechnet in einen Tweet über gute Schulen hat sich bei Bürgermeister Gustavo Petro heute der Fehlerteufel eingeschlichen: "Das Futter fürs Gehörn* ist die Bildung und die kann nicht warten."

Foto: Vladdo

* Habe den Tippfehler frei übersetzt, näher dran wäre vielleicht "Gehiln" (celebro statt cerebro).

...wird der neue Oppositionsführer ferngesteuert

Witzig, war mir gar nicht aufgefallen: Semana stellt in der aktuellen Ausgabe den neuen Präsidentschaftskandidaten von Álvaro Uribes "Partido de la U" vor, doch eine Werbeeinlage für Fernsehapparate verdeckt das Gesicht Óscar Iván Zuluagas – und zeigt stattdessen eine Fernbedienung.

Dank für Foto und Idee geht an Cami!

...spricht jeder dreite Englisch

Laut Handelsministerium spricht einer von zehn Kolumbianern Englisch, und in der Hauptstadt dürfte die Quote noch deutlich höher liegen – doch die Frage ist: Was heißt hier Englisch sprechen?

Gesehen im Flughafen El Dorado: "Kauf' zwei, erhalte das dreite gratis."

...hat "Absturz" bei Musikern noch eine existenzielle Bedeutung

Er war Mitglied der vielleicht beliebtesten kolumbianischen Salsa-Band (Grupo Niche) – und lebt jetzt auf der Straße: Édgar Espinoza. Vor ein paar Tagen kam er an einer Musikschule vorbei und begann, durch den Sicherheitszaun des Grundstücks Klavier zu spielen. Whoa...

...fehlt der Herbst

Bin immer so dankbar über Fotos von leuchtendem, buntem Laub und altweibersommerlichem Licht, die ich auf Facebook sehe oder über Whatsapp geschickt bekomme – und versuche, in dieser jahreszeitenfreien Stadt meine eigenen kleinen Herbstbilder zu sehen. Hier eine kleine Auswahl:

 

...verkolumbianisiere ich zusehends

Heute Abend wollte ich zur Clownshow eines Freundes gehen. Seit Wochen stand überall, dass es um 19.30 Uhr anfängt. Doch jemand hatte mir anvertraut, dass es tatsächlich erst um acht losgehe. Was tue ich? Komme um 20.05 Uhr an und stehe vor verschlossenen Türen. Wenn Camilo wegen seiner Pünktlichkeit ab und zu als "alemanizado" beschimpft wird, dann bin ich eindeutig "colombianizada".

Zum Glück gibt's morgen noch eine Vorstellung.

...sind gefälschte Fußballtrikots eine Alternative

In der A-Liga ebenso wie für Hirnlose: Bei einem Auswärtsspiel hatte das Team Santa Fe die falsche Farbe dabei – und kaufte kurzerhand elf Shirts beim nächsten Straßenhändler. Nach Meinung eines (inzwischen ehemaligen?) Adidas-Mitarbeiters* sollten dies wohl auch die Kritiker des WM-Designs tun: "Wenn euch das neue Trikot (...) nicht gefällt, dann kauft es halt nicht, Horde Hirnloser...", zwitscherte es vor ein paar Tagen aus dem kolumbianischen Account des Unternehmens.

* Zunächst hieß es, das Konto sei wohl gehackt worden. Anschließend aber entschuldigte man sich für "menschliches Versagen".

...zeigt Gunther vier mal vier Berglandschaften – an einem Tag

Kenne ihn nicht*, aber war gleich begeistert: Lange vor meiner Zeit hat ein gewisser Gunther acht Monate lang aus Bogotá gebloggt – unter anderem über seine Aussicht aus dem Wohnzimmerfenster. Diese 16 Fotos hat er, wenn ich ihn richtig verstanden habe, an einem einzigen Tag geschossen.

Foto: Gunther

*  Bin gestern über ihn gestolpert, als ich die Links zu meinen Kanaldeckeleinträgen rausgesucht habe. Google schlug mir www.gunther-in-bogota.blogspot.com vor, offenbar weil – wie ich heute mit etwas mehr Zeit feststelle – im Dezember 2005 schon mal ein Kind in der Kanalisation ertrunken ist. Das ist also knapp acht Jahre her und trotzdem wiederholt sich diese Tragödie bis heute. Bin sprachlos.

...forderte der Kanaldeckelklau ein Menschenleben

Habe schon das ein oder andere Mal über den Diebstahl von Gullydeckeln hier geschrieben, doch diese Woche gibt es einen sehr traurigen Anlass, um es ein drittes Mal zu tun:

Am Samstag ist im Zentrum der Stadt ein Kleinkind in einen deckellosen Kanalschacht gefallen. Nachdem Mutter und Helfer, die sofort hinterher kletterten, anfangs noch ein Weinen hörten, konnte das Mädchen zwei Stunden später und anderthalb Kilometer weiter nur noch tot geborgen werden.

Die exzellente Infografik zur Tragödie liefert wie immer: El Tiempo

...freue ich mich über kuriose Internetportale aus der Heimat

Ein Bekannter würde gerne seine Facharztausbildung in Deutschland machen und, da er gerade erst mit einem Sprachkurs beim Goethe-Institut angefangen hat, weiß er nicht, wo er sich informieren soll.* Ich habe für ihn unter anderem diese schmucke Seite aufgetan: Make it in Germany – "the welcome portal for international qualified professionals". Wat et nit all jitt!

* Falls sich noch jemand für das Thema interessiert: die Bundesärztekammer informiert auch auf Englisch und Französisch – während Sachsen offenbar ausschließlich Ausländer ansprechen will, die bereits perfekt Deutsch sprechen.

...ist Emanzipation eine Fata Morgana

Das Problem lässt sich nicht auf eine Zahl oder ein Foto reduzieren – wer des Spanischen mächtig ist,  sollte das Special über Gewalt gegen Frauen in der aktuellen Semana einfach selbst lesen.

Es ist schwierig, in Kolumbien eine Frau zu sein. Emanzipation ist eher eine Fata Morgana als eine Realität: Semana 

...verwenden gute Kinos ihre 3D-Brillen wieder

Bei der größten kolumbianischen Kinokette (CineColombia) muss man die 3D-Brille bezahlen, d.h. anschließend gehört sie einem und verstaubt zuhause, während man sich für den nächsten 3D-Film eine neue kauft. Die Konkurrenz hingegen (CineMark, wo wir vorgestern "Gravity" geguckt haben, wow!) leiht den Zuschauern die Brillen und bittet höflich, sie am Ausgang wieder abzugeben – um sie reinigen und wiederverwenden zu können. Find ich gut.

"Zur Herstellung einer 3D-Brille werden 60 Liter Wasser verbraucht. Zu ihrer Reinigung nur 0,075."

...kommt Woody Allen früher

Heute gehe ich in "Blue Jasmine" und könnte hüpfen vor Glück: Nicht nur weil ich Cate Blanchett, Louis C.K. und Sally Hawkins liebe, sondern auch ein bisschen aus Schadenfreude – Deutschland muss schließlich noch bis zum 7. November warten. (Kommt selten genug vor, dass Filme in Kolumbien eher anlaufen!)

imdb.com

...empfehlen sich Ohrfeigen als Erste Hilfe

Im Erste-Hilfe-Koffer eines alten Autos fand ich dieses Büchlein. Wann ABC Laboratorios dieses Heft in Druck gegeben hat, weiß ich leider nicht. Doch für zeitlose Erheiterung sorgt immer wieder mein Lieblingsnotfall: die Hysterie*.

* Hysterische Anfälle treten für gewöhnlich bei jungen Mädchen auf und manchmal bei älteren Frauen; sehr selten kommt Hysterie bei Männern vor. Symptome sind: steifer Körper, fest zusammengekniffene Augenlider, atypische Krampfanfälle, Stimmlosigkeit, der Glaube blind zu sein, nicht schlucken zu können und kein Gefühl in Händen und Armen zu haben sowie Lach- oder Heulkrämpfe. Die beste Behandlung ist, in einem beschwichtigenden Ton darauf hinzuweisen, dass man vollstes Verständnis für das Problem hat oder aber es zu ignorieren. Manchmal hilft auch eine Backpfeife.

...sind Haferflocken flüssig

Eiskalte Avena: Dass sie im schwülen El Espinal schmeckt, weiß ich bereits seit Jahren. Dieses Wochenende haben wir am letzten Tag eine ganze Gallone gekauft, die natürlich vor Ort nicht mehr leer geworden ist. Jetzt gibt's auch im verregneten Bogotá Hafermilch – köstlich!!

...ist die Polizei ungefähr so lächerlich wie ein betrunkener Stadtrat

Zwei verrückte Nachrichten erwarteten uns nach dem Wochenende: eine Verfolgungsjagd wie aus einem Police Academy-Film – und der tragische Einsturz eines Hochhauses in Medellín, bei dem elf Menschen sterben. Unfassbar.

...sag ich mal wieder "Chao, pesca'o"

Endlich wieder puente – endlich wieder El Espinal. Fange um sechs Uhr früh an zu arbeiten (um gegen vier abhauen zu können) und schreibe Dienstag wieder. Fußball gibt's für uns morgen nur im Autoradio. Dafür haben wir hoffentlich freie Fahrt.

Statt "See you later, alligator" heißt es hier: "Tschüss, Fisch!" Bild: amoln.blogspot.com

...wird für Big Brother noch gelächelt

So machen Geschäfte und öffentliche Einrichtungen hier auf ihre Video-Überwachung aufmerksam: "Die Welt ist eine Kamera: bitte lächeln!" In Deutschland würde dieses Schild eher zynisch wirken (und vermutlich bald dem Vandalismus zum Opfer fallen); in Kolumbien hingegen hat die vigilancia por video viele Fans – sie fühlen sich so sicherer.

Dank fürs Foto geht an Cami.

...kocht Mr. Simon Mittagessen für Schweizer Schüler

Habe heute den Koch Simon Bühler erleben dürfen, einen gebürtigen Schweizer, der seit 20 Jahren in Kolumbien lebt und köstliche Dinge zubereitet – unter anderem am Colegio Helvetia, der eidgenössischen Privatschule. Im "Club Gourmet" gab es heute Abend unter anderem ein Ajiaco-Risotto, jede Menge Flussfisch und eine süße Quiche.

Foto: El Espectador

...wird unsere Lieblingseisdiele von Frauen geführt

Crepes & Waffles stellt nur alleinerziehende bzw. "alleinverdienende" Mütter ein und hat viel mehr zu bieten als Eis – doch an einem sonnigen Nachmittag geht nichts über einen café americano und eine paleta artesanal.

Dieses Jahr feiert die Restaurantkette, die inzwischen in acht weiteren Ländern Lokale betreibt, 33jährigen Geburtstag.

...hat Mercedes Humor

Auf ausgewählte Kühlerhauben hat ein Autohändler dieses Wochenende kleine Accessoires "gemupft" – Werbung für ein Fest mit all der Erfahrung der Deutschen und der Kraft eines großen Sterns.

Gesehen auf einem Parkplatz im Norden (es handelt sich übrigens nicht um unser Auto).

...sind die Leute nicht dankbar, sondern großzügig

Was auch immer ich hier positiv kommentiere – "Schönes Oberteil!", "Ich mag deine Wohnung" usw. – als Antwort kommt stets: "Zu Diensten!" Ich hätte ja ungeheure Lust, eines Tages tatsächlich einfach mal vor der Tür zu stehen und um die Bluse zu bitten.

...ist der Frieden eine Blutwurst

Musste es mehrmals lesen, um mich zu vergewissern, dass ich es richtig verstanden hatte: Präsident Juan Manuel Santos hat den proceso de paz heute mit der Herstellung von morcilla verglichen – das ganze sei schwierig, komplex und wecke nicht gerade viele Sympathien.

Ich habe Blutwurst ja nie probieren wollen – aber einige hier schwören, sie sei köstlich. (Das Foto zeigt eine morcilla aus Burgos, Spanien, die wie die kolumbianische aussieht.) Quelle: Wikipedia / Tamorian

...beginnt morgen der "deutsche Monat"

Das hiesige Goethe-Institut veranstaltet einen "mes de Alemania" in der Stadt – morgen startet der Kino-Zyklus im Centro Cultural Gabriel García Márquez (wo ich damals auch Herta Müller gesehen hab) mit "Nosferatu". Außerdem gibt es Architektur, Tanz, Foto, Musik und Theater. Freu mich!

Quelle: Goethe-Institut

...kommen die Blutwerte per Email

Gestern früh beim Blutabnehmen gewesen, heute früh – genauer gesagt, um zwei Uhr morgens – die Ergebnisse* im Posteingang gehabt. Wieso geht so was eigentlich nicht in Deutschland? Oder geht das inzwischen und ich weiß nur nichts davon?

* Cholesterin ist übrigens doch in Ordnung. Das Gesamtcholesterin ist so hoch, weil ich so einen hohen HDL-Wert habe, womit ich also ganz auf meine Eskimo-Mutter komme. :o)

...war ich eigentlich in Feierstimmung*

Bis ich das hier gelesen habe: Ein junges Fohlen, das heute von der Polizei in der Stadt gefunden wurde, war offenbar seit drei Tagen ohne Wasser und Futter alleingelassen worden – Tierärzten blieb nur noch übrig, es einzuschläfern.

Weiß denn nicht inzwischen jeder, dass man Pferde, die man nicht versorgen kann, hier zur Adoption freigeben kann? :(

* (hatte heute einjähriges "Dienstjubiläum" auf der Arbeit)