Heute muss ich leider mal wieder etwas ausholen: Mein Ärger lässt sich nicht in eine Zeile fassen.
Geographie-Kenntnisse mögen ja schon mal lückenhaft sein, doch für die Überschrift seines heutigen Artikels hat Ralf Schuler offenbar überhaupt nicht mehr recherchiert: Ausgerechnet mit der niedrigsten Mordrate seit knapp 30 Jahren ("Allzeittief", s.u., stimmt also auch nicht) will der Bild.de-Reporter seinen frei erfundenen Superlativ belegen.
Dabei zählt "die weltweite Hochburg des Verbrechens" (Schuler) nicht mal zu den 50 gefährlichsten Städten der Welt; und in der Stadt, die die Statistik anführt – dem honduranischen San Pedro Sula – liegt die Mordrate zehn Mal höher (169 Morde je 100.000 Einwohner). Doch mit diesem Wissen hätte die Zwischenüberschrift wohl nicht mehr so schön reißerisch geklungen.
Der Text sorgt übrigens schon für miese Stimmung bei den hiesigen Medien: kienykie.com etwa beschwert sich, eine deutsche Tageszeitung rücke Bogotá in ein schlechtes Licht. Teile die Wut – obwohl das Portal selbst auch nicht so gründlich recherchiert hat: el diario alemán heißt in dem Artikel stets "Das Bild".