Montag, 31. März 2014

...sammle ich zum ersten Mal in meinem Leben Panini-Bildchen

Nennt es Gruppendruck oder kulturelle Anpassung: Hier in Kolumbien ist das Fußball-WM-Stickerheft ein absolutes Muss, auch für Erwachsene. Selbst unser Pförtner fragte mich ganz verlegen, ob ich unseres eigentlich bräuchte (es lag gestern der Tageszeitung El Tiempo bei) – leider musste ich bejahen: Heute hatte ich frei, aber ab morgen werde ich meine Monas auch im Büro tauschen.


Sonntag, 30. März 2014

...habe ich gestern dem Sohn des Präsidenten ins Ohr geschrien

Gestern Nacht habe ich in einem Club den Sohn des Präsidenten, Martin Santos, gesehen und mich (dank des einen oder anderen Gin Tonics) sogar getraut, ihn anzusprechen. Unter den skeptischen Blicken seiner Bodyguards sagte ich ihm, dass ich seinem Vater viel Erfolg wünschte und dass der Frieden im Land auch für mich als Ausländerin eine der größten Hoffnungen sei. Er hat sich bedankt und, glaube ich, auch gefreut – immerhin hat er zugestimmt, dass Cami ein Foto von uns macht.



Samstag, 29. März 2014

...löse ich heute mein Versprechen ein

Und zeige eine winzige Auswahl von Arbeiten weiterer kolumbianischer KünstlerInnen! Einfach diesem Link folgen.

Armando Villegas (1926 – 2013): "Pescadonte"

Freitag, 28. März 2014

...gehen die Stoffbürgermeister weg wie warme Semmeln

Die kolumbianische Satire-Seite Actualidad Panamericana hat diese Woche verbreitet, an den Ampeln der Stadt (= den "größten Arbeitsplatzgeneratoren des Landes") würden – mit großem Erfolg – Kuscheltier-Repliken des soeben aus dem Amt geschiedenen Bürgermeisters und seines Nachfolgers verkauft. Die Seite wird immer besser!

Das Stofftier für Rafael Pardo hat mich an die "Is Ryan Gosling Cuter than a Puppy?"-Seite erinnert; das für Gustavo Petro (siehe oben) ist hingegen ziemlich böse...


Donnerstag, 27. März 2014

...gehört der Throwback-Thursday heute der Kunst

[#ThrowbackThursday] Heute vor einem Jahr verabschiedete ich mich in den Osterurlaub mit einem Foto der Skulptur "Abwesender Kopf". Den Namen verstehe ich bis heute nicht, aber der Eintrag hat mich daran erinnert, dass ich ja noch andere kolumbianische Künstler vorstellen wollte – mache ich am Wochenende! Lohnt sich nämlich SEHR.

Cabeza Ausente. Consuelo Gómez. 2003. Holz, Kaninchenfell, Bronze (sieht aus wie Schokolade, oder?)

Mittwoch, 26. März 2014

...gehört der Klettenbergpark jetzt zur Familie

Meine Schwester und ihr Freund haben einen neuen Mitbewohner in der Macarena! Der kleine Fratz ist in der Nähe von Daniels Finca gefunden worden, und noch schwanken sie, was die Namenswahl angeht, zwischen Linis früherer Kölner Tram-Haltestelle und "Mao" – einerseits weil es das chinesische Wort für Katze ist, und andererseits in der Hoffnung, dass aus ihm einmal ein Diktator wird (vor allem gegenüber den Tauben aufm Dach).


Dienstag, 25. März 2014

...stehen (sämtliche) Ampeln auf grün

Sinnbild für die Probleme dieser Stadt: Alles soll gehen, doch mangels Koordination kommt's zu manch einer Karambolage. Mit Dank fürs Foto an Pablo!

Im Hintergrund ist übrigens das Gebäude der Steuerbehörde (DIAN) zu sehen.

Freitag, 21. März 2014

...wächst der Pfeffer, wo der Spargel brät

Wer auf Spanisch jemanden loswerden will, schickt ihn Spargel braten ("mandar a alguien a freír espárragos"). In der Hölle (englisch: "go to hell") muss das Essen echt lecker sein.

Danke für das Foto an zufallsrezept.com
PS: Ich bin übrigens jetzt mal weg. Weder Spargel braten noch Pfeffer suchen, sondern in Anapoima (oder "Anaheim", wie Lini zu scherzen pflegt). Den nächsten Eintrag gibt's Dienstag.

Donnerstag, 20. März 2014

...bin ich zurück in der Neuzeit

Statt ThrowbackThursday zurück in die Zukunft: Habe meinen Ausflug ins Paläolithikum beendet und bin, knapp drei Kilo leichter und dennoch – dank drei Mal Crossfit pro Woche – deutlich kräftiger, wieder im Hier und Jetzt. [Die News um Gustavo Petro lassen sich anderswo nachlesen.]

Mein neues T-Shirt, das mich als Teilnehmerin am diesjährigen Paleo-Challenge in unserer "Box" ausweist.

Mittwoch, 19. März 2014

...steht der Präsident über der Inkontinenz der sozialen Netzwerke

"Natürlich war das sehr unangenehm für mich und meine Familie", räumte Präsident Juan Manuel Santos in seiner sachlichen und doch persönlichen Ansprache (Übersetzung siehe unten) über das Einnässen während des Kampagnenauftakts für die Präsidentschaftswahl in Barranquilla am Montag ein. Damit, finde ich, bleibt all jenen, die ihn verhöhnt haben, nichts übrig als zu verstummen. [Santos war im Oktober 2012 an der Prostata operiert worden.]



"Meine politischen Gegner haben mich stets ohne Mitleid angegriffen, in der Absicht meinem Ruf als Mensch und meiner Würde als Präsident zu schaden.

 Aber sie haben das Fass zum Überlaufen gebracht anlässlich eines kürzlichen, unglücklichen Zwischenfalls.

Während des Auftakts für meine Präsidenschaftskampagne erlitt ich eine sogenannte Inkontinenz-Episode, Folge der Operation, mit der mir vor anderthalb Jahren der Prostatakrebs entfernt wurde.

Jeder Patient, der einen solchen Eingriff hatte, versteht diese Situation.

Mir ist das schon lange nicht mehr passiert, und der Arzt hat mir bestätigt, dass es völlig normal ist und dass meine Genesung auf "Volldampf" weitergeht.

Unmittelbar nach dem Zwischenfall —der natürlich sehr unangenehm für mich und meine Familie war— wurde das Video im Internet verbreitet, auf dem zu sehen ist, was mir passiert ist, mit Kommentaren, die nicht nur beleidigend, sondern offengestanden grausam sind angesichts eines Missgeschicks, das jedem Menschen widerfahren kann.

Und nun wird angedeutet, mein Zustand lasse es nicht zu, dass ich für weitere vier Jahre das Amt des Präsidenten übernehme.

Das stimmt nicht: Ich erfreue mich bester Gesundheit.

Was passiert ist, ist eine harmlose Folge der OP, und ich werde nun Dr. Adolfo Llinás das Wort geben, dem Ärztlichen Direktor der Fundación Santa Fe, der seine unabhängige, objektive Expertenmeinung zum Thema darlegen wird.

Meinerseits möchte ich allen Kolumbianern danken, die mir ihr Verständnis und ihre guten Wünsche ausgesprochen haben.

Und ich muss auch sagen, dass es sehr traurig und sehr enttäuschend ist, dass mit einer persönlichen und menschlichen Situation, die jedem hätte passieren können, Politik betrieben wird."

Dienstag, 18. März 2014

...stand heute der Vater des Ethio-Jazz auf der Bühne

Mulatu Astatke: was für ein beeindruckender Musiker! Cami und ich, seit Jim Jarmuschs "Broken Flowers" große Fans, haben das Konzert sehr genossen. Toll, dass ihn El Tiempo, Colsubsidio und andere Sponsoren nach Kolumbien geholt haben. Wer mal die Chance hat, unbedingt live sehen!



Montag, 17. März 2014

...riechen deutsche Kinder nach Bett

Die Hygiene der Kolumbianer beeindruckt mich. Manch einer hier duscht sich hier drei Mal am Tag, und natürlich werden auch viele Kinder hier frühmorgens vor der Schule gebadet und frisiert. Gestern haben uns Bekannte beim Frühstück erzählt, die Lehrer am Andino (der deutschen Schule) pflegten zu scherzen, sie könnten die deutschen Kinder – im Unterschied zu den kolumbianischen Kindern – daran erkennen, dass diese noch nach Bett röchen, wenn sie in der Schule ankommen.


Sonntag, 16. März 2014

...stecken im Kuchen eine attraktive Frau und eine Klobrille

Heute habe ich gelernt, dass das Wort bizcocho ein dreifaches Teekesselchen ist: es bedeutet sowohl Kuchen als auch – zumindest in Kolumbien – Toilettensitz und, wie ich nun weiß, eine attraktive Frau.

Creative Commons-Foto: Wikipedia



Samstag, 15. März 2014

Freitag, 14. März 2014

...habe ich Michael Jackson seinen Sombrero geklaut

Bei der Premiere eines Musikvideos, das ein Freund von uns gedreht hat, habe ich gestern Nacht eine berühmte Bekanntschaft gemacht. Der Michael-Jackson-Imitator aus dem Video arbeitet als Straßenkünstler auf der Séptima.

Der "King of Pop" und ich (mit seinem Hut, der mir ungefähr so viel zu groß ist wie dem Pharrell Williams seiner).

Donnerstag, 13. März 2014

...kriecht der Verkehr immer langsamer

[#ThrowbackThursday] Kannte das, bevor ich hierher gezogen bin, überhaupt nicht als Indikator für Mobilität: die Durchschnittsgeschwindigkeit der Autos auf den Straßen. Heute vor zwei Jahren bloggte ich über die damals aktuellen 24 km/h. Inzwischen ist der Verkehr mit 23 km/h noch langsamer. Wundert mich überhaupt nicht – immer mehr Autos und weiter keine Alternativen zum Straßennetz (das nicht ausgebaut wird).

Wie gesagt, es geht um die Durchschnittsgeschwindigkeit – bestimmte Strecken (zu bestimmten Tageszeiten) geht man deutlich schneller zu Fuß. Foto: ein Ausschnitt aus diesem Bild.

Mittwoch, 12. März 2014

...erobert Vice die Medienlandschaft

Endlich gibt es auch eine kolumbianische Version des ursprünglich kanadischen Kultblattes. Während einer Podiumsdiskussion (im Rahmen der Eröffnungsfeier des digitalen Humboldt-Magazins des Goethe-Instituts am Montag) habe ich den "Publisher" erleben dürfen – extravaganter Typ, spannende Ideen. Teile gleich mal eine Perle der Webseite von heute: die Top 5 musikalischer Wahlwerbung. 

)
Auf Platz 1: "Das radikale Cowgirl" 
(für einen Bewerber der Partei "Radikaler Wechsel" um einen Sitz im Repräsentantenhaus)

Dienstag, 11. März 2014

...kriegen alle, die wählen waren, einen halben Tag frei

Finde die Idee echt interessant, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das Konzept in Deutschland überhaupt verfassungskonform wäre*: Um die Bürger zur Wahlteilnahme zu motivieren, gibt es hierzulande seit 1997 eine Reihe von Anreizen. So haben alle, die mit so einem Certificado Electoral (siehe Foto) nachweisen können, gewählt zu haben, ein Anrecht auf einen halben Urlaubstag, Rabatte bei bestimmten Gebühren (z.B. für einen neuen Reisepass oder die Immatrikulation an einer öffentlichen Uni), Verkürzung des Wehrdienstes und andere schöne Dinge. Ich wünschte den halben Urlaubstag gäb's auch für nichtwahlberechtigte, aber politikinteressierte Ausländerinnen. :o)

Foto: elcolombiano.com

* Der Grundsatz der freien Wahl bedeutet ja auch, dass niemand aufgrund seiner Entscheidung, überhaupt wählen zu gehen oder nicht, Vor- oder Nachteile haben sollte. (Oder?)

Montag, 10. März 2014

...gibt's statt Wahlanalyse ein Fröschlein

Bin zu K.O. um irgendwas zur Wahl zu schreiben oder zur Eröffnungsfeier des Humboldt-Magazins des Goethe-Instituts. Daher lieber diese Nachricht vom Freitag: Ein sechsjähriger Kolumbianer (der auch noch Camilo heißt) hat eine neue Froschart entdeckt. Das Tier war in seinen Pool gefallen.

Quelle: spiegel.de

Freitag, 7. März 2014

...verwirrt ein Buchstabe die Wähler

Ex-Präsident Uribe, der am kommenden Sonntag in den Senat einziehen will, hat Schwierigkeiten, seine Anhänger über seinen Parteiwechsel zu informieren. Seit er sich nach den letzten Wahlen mit Präsident Juan Manuel Santos überworfen hat, gehört Uribe nicht mehr der Partido de la U an, sondern dem Centro Democrático. Wie eine Umfrage kürzlich ergab, ist das dem Großteil der Wähler jedoch unbekannt.


PS: Ich selbst darf ja als Ausländerin nicht wählen. Also hau ich ab fürs Wochenende – und blogge am Montag wieder.

Donnerstag, 6. März 2014

...kollabiert der Transmilenio weiter vor sich hin

[#ThrowbackThursday] Am 6. März 2013 schrieb ich über die Bussteig-Kampagne "Dein Leben ist zu wertvoll". Heute frage ich mich, ob der Stadt das Leben und die Würde der Passagiere ihres öffentlichen Transportmittels wirklich so viel bedeuten.

Ständig kommt es zu neuen Krisen, Fahrgäste warten stundenlang, bis einige wütend die letzten noch fahrenden Busse blockieren. In einem Semana-Special las ich diese Woche, dass der Ausbau der exklusiven Busspuren acht Jahre hinterherhinkt: Statt 388 misst die Strecke erst 109 Kilometer, somit gibt es zu wenige Busse, kaum alternative Routen etc. – kein Wunder, dass sich auf einem Quadratmeter Haltestelle bis zu 19 (!) Personen drängen.

Foto: Semana.com


Mittwoch, 5. März 2014

...unterscheiden Akzente zwischen peinlich und cool

Liege krank im Bett, sah gerade nach einem sechsstündigen Mittagsschläfchen diesen netten Postkarnevals-Witz und verabschiede mich gleich wieder. Guts Nächtle!

Als Gótica ("Gothic") wollte ich gehen, Mama, nicht als Gotica ("Tröpfchen")!

Dienstag, 4. März 2014

...hebt ein Bier ab – Richtung Mond

Die Bio-"Witbier"-Sorte Apolo aus der Brauerei Moonshine. Fotografiert im großartigen Salvo Patria.

Besonders sympathisch: der Barcode in Form einer Rakete oben rechts.

Montag, 3. März 2014

...beherrscht ein Holländer den Postkartenmarkt

Genau – alles andere wäre auch unwahrscheinlich gewesen – der niederländische Fotograf Fetze Weerstra produziert neuerdings Ansichtskarten. Eine Ware, die Touristen (wie einst er) in diesem Land zuvor vergeblich suchen mussten. Verkaufspunkte der wunderschönen postales: hier.


* Den Titel hab ich mir übrigens nicht ausgedacht; das ist die Überschrift eines Porträts von Fetze in der niederländischen Zeitung Leeuwarder Courant.

Sonntag, 2. März 2014

...würde ich wohl eher nicht grün wählen

„Falcao fährt zur WM!* Fabio Cifuentes zieht in den Senat ein! Nichts ist unmöglich für GOTT!“ Klingt wie ein Witz, ist aber ein aktueller Wahlspruch für die kolumbianischen Grünen. Ob sie damit wohl Erfolg haben bei den Kongresswahlen heute in einer Woche?

Nebenan Werbung für "Ninfomanía", wie Lars von Triers neuester Film hier heißt – interessant, was sich der Verleih da ausgedacht hat: einfach ein paar kleine Plakate kleben.

* Star-Fußballspieler Falcao hat sich Ende Januar das Kreuzband gerissen, und es ist recht unwahrscheinlich, dass er bis zur Fußballweltmeisterschaft wieder fit ist...

Samstag, 1. März 2014

...begeistert mich ein niedrigschwelliges Kunst-Projekt

Die Idee ist ganz einfach: Facebook mit Kunst zu fluten, die Monotonie der Selfies und Sinnsprüche zu brechen. Wer einen dieser Beiträge "liked", bekommt einen Künstler genannt und soll ein Werk dessen posten - zusammen mit diesem Text. Mir wurde Giuseppe Arcimboldo aufgetragen, den ich nicht kannte. Großartig!

PS: Auf der Facebook-Seite meines Blogs habe ich versprochen, jedem, der "Gefällt mir" anklickt, einen Kolumbianer zu nennen. Hier gibt es so viele fantastische Künstler!

Frühling, 1563 
Sommer, 1563
Herbst, 1573
Winter, 1573