Mittwoch, 31. Juli 2013

...ist gestern "El Beso" fertig geworden

105 Jahre nach Gustav Klimt ist aus einem weiteren Kuss ein monumentales Denkmal geworden: Künstler haben die Szene zwischen zwei Obdachlosen in der Bogotaner "Bronx", die inmitten des Elends dieses Viertels (und völlig unbeeindruckt von Präsident Santos, der ein paar Meter weiter eine Rede hielt) rumknutschten, in ein riesiges Graffito verwandelt. Ich find's großartig – auch wenn das Foto damals eine merkwürdige Mischung aus Rührung und Verzweiflung bei mir auslöste...

Um zu verstehen, wie gigantisch das Ding ist, einfach mal die Menschen unten suchen.
Foto: Instituto Distrital de las Artes (via Twitter @idartes)

Dienstag, 30. Juli 2013

...waren alle Aussagen gegen das Entführer-Bunny gefälscht

Ohne das Geständnis dieser Frau wäre Álvaro Uribe heute noch Präsident*: Yidis Medina hatte sich, wie vermutlich viele andere, bestechen lassen, um für eine dritte Amtszeit = Verfassungsänderung zu stimmen. Heute kam sie aus dem Gefängnis frei, wo sie wegen angeblicher Entführung eigentlich 32 Jahre hätte sitzen sollen – offenbar waren alle Zeugen gegen sie, nun ja, gekauft.

Wie so oft in diesem merkwürdigen Land willigte auch Medina ein, sich für SoHo zu räkeln - im Gefängnis. 

* Während die Bestochene ihre Strafe bereits abgesessen hat, ist gegen den/die Bestecher noch nicht mal ein Urteil verhängt worden.

Montag, 29. Juli 2013

...erheitert ein fehlender Buchstabe Sportfans aus aller Welt

In der drittgrößten Stadt des Landes, Cali, finden derzeit die World Games statt – doch wer eine Medaille holt, hat bloß ein paar "Wortspiele" gewonnen. Ich frage mich, wie viele Leute das Design abgesegnet haben – und hoffe, dass ihnen allen miteinander der Rechtschreibfehler hochnotpeinlich ist.

Sonntag, 28. Juli 2013

...hat David Beckham seine Passbilder machen lassen

Bin heute am Schaufenster dieses Fotogeschäfts vorbeigelaufen, in dem der Fußballstar offenbar gleich für alle Formate Modell stand: Reisepass, polizeiliches Führungszeugnis, Führerschein.


Freitag, 26. Juli 2013

...weihen wir heute unsere Wohnung ein

Das erste Einweihungsgeschenk – in unserer ansonsten immer noch recht leeren Wohnung. Denn Möbel sind hier nicht nur teuer, sondern brauchen auch ewig, bis sie mal geliefert werden.


Donnerstag, 25. Juli 2013

...bin ich zum ersten Mal selbst "Riesenei" genannt worden

Und auch noch von einer alten Omi! In der Schlange fürs Popcorn stehen plötzlich zwei Damen vor mir, die vorher nicht vor mir standen – ich sage freundlich: "Ich stehe hier auch an." Die eine sagt: "Ja, ich drängele mich auch nicht vor. Ich stelle mich hier nur anders hin, weil ich Hüftprobleme habe." Und nach einer kurzen Pause: "Okay, Lady?" Ich sage, klar, völlig okay. Aber sie setzt nach: "Or what's the problem?" Und als ich gerade ansetzen will zu antworten, zischt sie noch ein "¡Güeva!" hinterher. Als ich mich umdrehe und ihr sage, dass sie erstens nicht ihr Englisch herauszukramen braucht, da ich durchaus des Spanischen mächtig sei und zweitens auch glasklar verstanden hätte, was sie gerade zu mir gesagt habe, verstummt sie und guckt angestrengt in eine andere Richtung. Ihrer Begleitung war das alles übrigens merklich peinlich.

Und das war der Film, den ich gesehen habe. Ja, europäische Filme kommen hier recht spät an.

Mittwoch, 24. Juli 2013

...hat der homophobe Procurador mal wieder Vaseline-Fantasien

Wenn ein Kolumbianer meine absolute Antipathie auf sich zieht, ist es der erzkonservative Ombudsmann des Landes. Alejandro Ordóñez ist erklärtermaßen gegen Abtreibung, gegen gleichgeschlechtliche Ehen, gegen den Friedensprozess – über den er nun sagte: "Die drücken den mit Vaseline durch." Danke, Señor Procurador, für eine weitere gelungene Metapher.

Foto: Semana.com



Dienstag, 23. Juli 2013

...hat eine weitere Frau der Stadt eine Ohrfeige verpasst

Diesmal Beyoncé: Wie Madonna will offenbar auch sie nicht auf 2600 Metern aus der Puste kommen – und gibt – statt in der Hauptstadt – ihr erstes Kolumbien-Konzert in Medellín. Grrr.


Montag, 22. Juli 2013

...hab ich einen neuen Namen

Einer der Pförtner in unserem neuen Haus kann sich einfach nicht merken, wie ich heiße. Ich beginne, mich daran zu gewöhnen, morgens mit "Buenos días, doña Frida!" begrüßt zu werden.


Sonntag, 21. Juli 2013

...macht die Eisenwarenfachverkäuferin Hausbesuche

Falsches Lämpchen für die Dunstabzugshaube gekauft, einfach noch mal angerufen – und die nette Dame von der ferretería kam zu mir in die Wohnung mit einer Auswahl neuer Glühbirnen*, von denen wir eine nach der anderen ausprobierten, bis eine passte. Die anderen nahm sie wieder mit. Ohne Aufpreis. 


*  ja, die gibt's hier noch

Samstag, 20. Juli 2013

...hat sich das Land heute freigestrampelt

Der Tour de France-Etappensieg von Nairo Quintana, der morgen als erster Kolumbianer auf die zweite Stufe des Siegertreppchens* steigen wird, war sicher die schönste Nachricht am heutigen 203. Día de la Independencia.

Von der Titelseite der heutigen El Tiempo lächeln stolz die Eltern des 23-Jährigen (im Hintergrund ihr R4): "Nairo hat schon viel erreicht." Quintana kommt aus armen Verhältnissen; mit dem Rad fuhr er täglich 18 Kilometer zur Schule.  
* Zuletzt holte Fabio Parra vor 25 Jahren den dritten Platz.

Freitag, 19. Juli 2013

...rasiert der Stadtfriseur die Landstreicher

Ein Service der Secretaría de Integración Social: der mobile Schönheitssalon für Obdachlose – diese Woche zum zweiten Mal im Einsatz.

Der Mundschutz hat übrigens nichts mit dem Kunden zu tun – den tragen hier alle iKosmetik, Maniküre und Co.
Foto: eltiempo.com 

...bin ich heute am Fuße der Wartburg aufgewacht

Hätte es ja nicht für möglich gehalten (zwinkerzwinker), aber der Jetlag half: im Tannhäuser einzuschlafen... Nichtsdestotrotz bin ich jetzt Fan des venezolanischen Dirigenten Gustavo Dudamel.

Foto: www.nyconcertreview.com

Mittwoch, 17. Juli 2013

...ist der Name des Unfallfahrers wichtiger als die Promillezahl


Wie betrunken der 23-Jährige war, der hier letzte Woche mit 160 km/h in ein haltendes Taxi gerast ist und die beiden Fahrgäste getötet sowie den Fahrer schwer verletzt hat, kriege ich nicht raus.* Stattdessen sehe ich (auch in seriösen Medien!) unzählige private Fotos von ihm und lese stets seinen vollen Namen. Zwar finde ich auch, dass er vor Gericht gehört – doch einen Shit Storm, wie er sich gerade in den sozialen Netzwerken zusammenbraut, hat einfach niemand verdient. 

Das Taxi nach dem Unfall. Foto: elespectador.com



* Es heißt immer nur "Grado 3", was nach kolumbianischem Recht alles ab 1,5 Promille ist.

Dienstag, 16. Juli 2013

...hat mich der Alltag wieder

Und der Jetlag hat mich auch noch ein bisschen; daher nur eine wehmütige Erinnerung ohne jeden Zusammenhang zu der Anekdote von der Einwanderungsbehörde weiter unten.


Gestern Abend am Flughafen. Ich zeige meinen Reisepass und sicherheitshalber auch gleich meinen kolumbianischen Personalausweis. Die junge Frau in Uniform fragt dennoch, ob ich hier wohne, ich bejahe, sie fragt, ob ich noch studiere, ich sage, nein, ich arbeite, aha, sagt sie, was sind Sie denn von Beruf, ich sage Ärztin, und sie, im gleichen autoritären Tonfall: "Dann noch eine Frage." Da sie mir weder meine Papiere wiedergibt noch ihren strengen Gesichtsausdruck ändert, nehme ich an, es geht um meinen Aufenthaltsstatus. Tatsächlich aber sagt sie: "Wir haben hier einen Kollegen, dem ständig die Stimme versagt. Sein Hausarzt sagt, das sei wegen chronischen Hustens, aber kann da nicht noch was anderes dahinter stecken?" Willkommen zurück.