Dienstag, 31. Januar 2012

...wollen Politiker was gegen Teenie-Schwangerschaften tun

Heute wurde die Investition von 246 Milliarden Pesos (etwa 100 Millionen Euro) in bessere Aufklärungsprogramme beschlossen – der Grund: In Kolumbien ist jedes fünfte Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren entweder schwanger oder schon Mutter.

Montag, 30. Januar 2012

...lässt es sich auch teuer leben

Portfolio-Redakteure spielen mit der "cost-of-living"-Vergleichsmaschine www.expatistan.com herum, und kolumbianische Medien wie Semana schreiben munter ab, als sei das ranking hochwissenschaftlich erhoben: Demnach ist Bogotá die drittteuerste Hauptstadt Lateinamerikas – aus Sicht eines gringo, der in eine 85qm-Wohnung ziehen, (importierte!) Äpfel essen und Cappuccino trinken will... Selbst schuld.

Sonntag, 29. Januar 2012

...bebt der Kinosaal vor Homophobie

Gestern bei "J. Edgar": In den traurigsten Momenten im Leben des ehemaligen FBI-Chefs bricht das Publikum in pubertäres Gekicher aus – dazu passt die schockierende "cifra" der Jahresrückblick-Ausgabe von Semana: 40% der bogotanos diskriminieren Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle.

Samstag, 28. Januar 2012

...hat sich Hitler angeblich nach dem Krieg versteckt

Die Krankenschwester, die mir für meine cédula die Blutgruppe bestimmt hat, sagte: "Wissen Sie, Sie sind nicht die erste Deutsche, denen Kolumbien gefällt. Sogar Adolfo Hitler hat hier mal gelebt. Seine Doña Eva ist leider auf der Überfahrt gestorben." Sie habe das in der Zeitung gelesen.

Quelle: www.scribd.com
 

Freitag, 27. Januar 2012

...sind Schoko-Rosinen "cool"

Das lateinamerikanische Wort für guay schreibt sich eigentlich mit Akzent auf dem ersten "e", aber die Trauben waren trotzdem eine leckere Entdeckung im Supermarkt – und mit dem Preis von umgerechnet einem Euro auch eine bezahlbare (im Unterschied zum Beispiel zu Ferrero Rocher, die hier ein Vermögen kosten).

Donnerstag, 26. Januar 2012

...wird ein Exil-Journalist Chef des Stadtfernsehens

Der kolumbianische Journalist und Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises Hollman Morris hat Gustavo Petros Angebot angenommen, die Leitung des städtischen TV-Senders Canal Capital zu übernehmen. Seine Rückkehr aus den USA, wo Morris mit seiner Familie lebt, stellt er jedoch unter "condiciones mínimas de seguridad", die er in den nächsten Tagen näher erläutern will.


Die aktuellste Folge der von Morris produzierten Sendung "Contravía".


Mittwoch, 25. Januar 2012

...wütet mal wieder Montezuma

Die einen meinen "Magen-Darm-Grippe", die anderen "Amöben": Jeder gibt seinen Kommentar ab, wenn hier jemand unpässlich ist – ich selbst habe nichts weiter dazu zu sagen.

Dienstag, 24. Januar 2012

...streiten Politiker auch über zwölf Schuljahre

Anders als in Deutschland geht es hier allerdings nicht darum, das dreizehnte abzuschaffen, sondern erst ein zwölftes einzuführen: Bürgermeister und Bildungssekretär wollen so die Chancen von Kindern verbessern, die eine öffentliche Schule* besuchen. Denn von 100 Schülern an einem colegio distrital erreichen nur fünf einen Uni-Abschluss (vier einen pregrado, einer einen posgrado). Kritiker bezweifeln, dass sich das ändern würde – schon das elfte Schuljahr beenden nur 58 Prozent.

* Wer es sich irgendwie leisten kann, schickt sein Kind auf eine der knapp 2000 Privatschulen.

Montag, 23. Januar 2012

...ist Fensterputzen ein Zirkusakt

Unsere Fenster können von mir aus einstauben und blind werden vor Schmutz – so eine halsbrecherische Aktion würde ich nicht verantworten wollen.*






* Vom Schlafzimmer aus beobachtet (der Hintergrund dieses Blogs ist die Aussicht aus dem Wohnzimmer).

Sonntag, 22. Januar 2012

...arbeitet einer von zwei Jugendlichen ohne Vertrag

46 Prozent der arbeitenden bogotanos zwischen 14 und 26 Jahren haben keine feste Stelle – unterscheidet man nach estratos, sind es in den Armenvierteln sieben von zehn und in reicheren Gegenden nur halb so viele Jugendliche, die einer Arbeit ohne Vertrag (trabajo informal) nachgehen.

Samstag, 21. Januar 2012

...stehen die Leute Schlange für ein paar selige Tropfen Blut

Mindestens 5000 Menschen sind gestern in die Catedral Primada de Colombia gepilgert, um sich die Blutreliquie von Papst Johannes Paul II. anzugucken. Zu den geladenen Gästen zählten Angehörige von Entführten und anderen Opfern der violencia. Heute ist der silberne Schrein mit der Blutprobe nach Cartago (Valle del Cauca) weitergereist, morgen geht's zurück nach Rom.

Freitag, 20. Januar 2012

...sprüht man Latein

Zumindest so halb.*


* Gesehen auf dem Campus der "Nacho" (wo sich meine kleine Schwester heute für einen Spanischkurs eingeschrieben hat!). Soll übrigens "Hijo de Puta", also Hurensohn, heißen.

Donnerstag, 19. Januar 2012

...hängt der Strompreis von der Straßenseite ab

Je nachdem, ob die Zufahrt geteert ist, es Bürgersteig, Vorgarten oder Garage gibt und wie Fassade und Dach aussehen, wird der Wohnraum in Bogotá in estratos eingeteilt. Wer in einem ärmeren Viertel lebt (estrato 1, 2 y 3), erhält bis zu 50 Prozent Preisnachlass auf Wasser, Strom und Gas.*
Quelle: citywiki
 * Wir wohnen übrigens in einem der hellgrünen Kästchen im mittleren Osten, in estrato 4. 

Mittwoch, 18. Januar 2012

...heuert die Stadt Schamanen an, um Regen zu verhindern

Bei der U-20-Fußball-Weltmeisterschaft, die letztes Jahr in Kolumbien stattfand, sorgten sich die Veranstalter, dass es beim Endspiel in der Hauptstadt regnen könnte. Also unterzeichneten sie einen Vertrag mit einem chamán, der für Sonnenschein sorgen sollte. Der Mann war 2010 bereits für die Inauguration des Präsidenten tätig gewesen. Dessen Büro beeilte sich heute zu erklären, dass das Geld für diesen Einsatz, anders als im Fall der WM-Abschlussfeier, nicht aus öffentlichen Töpfen gekommen sei.

Dienstag, 17. Januar 2012

...steckt in einem Pfund Nudeln eine Überdosis Vitamin A

Gerade den aktuellen Spiegel-Aufmacher zu Ende gelesen, da fällt beim Kochen der Blick auf die Spaghetti-Packung: "angereichert mit Zink, Folsäure, Eisen und Vitamin A" – von letzterem enthält eine Portion (80 Gramm) 90% der empfohlenen Tagesmenge!*


* Anders als in Deutschland hat in Kolumbien zwar tatsächlich jedes vierte Kleinkind einen Vitamin-A-Mangel. Für mich kaufe ich das nächste Mal trotzdem eine andere Marke.

Montag, 16. Januar 2012

...haben wir heut unsere Seitenspiegel an die Soledad verloren

Schöner Abend bei Freunden – böse Überraschung: In einem Stadtviertel, das "Einsamkeit" heißt, sollte man vielleicht wirklich nicht auf der Straße parken.*


*Die Fotos habe ich erst bei uns in der Tiefgarage gemacht.

Sonntag, 15. Januar 2012

...kriegt man "Schwarzen Azteken" am Gemüsestand

Auf dem Marktplatz Paloquemao sagt ein Mann vom Sicherheitsdienst: "Fräulein, ich muss Sie bitten, die Kamera wegzupacken." – "Oh, ist Fotografieren hier verboten?" – "Nein, aber die wird Ihnen sonst geklaut." (Also wieder mal nur Handy-Bilder, unter anderem vom maíz negro azteca.)



Samstag, 14. Januar 2012

...beginnt heute die Stierkampf-Saison

Kolumbien hat eine lange toreo-Tradition, die (wie in anderen Ländern auch) nicht unumstritten ist: Gegen die erste corrida des Jahres haben heute Jugendliche demonstriert – den neuen Bürgermeister haben sie auf ihrer Seite: Gustavo Petro verzichtet auf seinen Ehrenplatz auf der Tribüne, streicht alle öffentlichen Zuschüsse und denkt über ein Verbot nach.

Freitag, 13. Januar 2012

...liest sich Twitter wie Polizeifunk

Drei Jugendliche, offenbar betrunken, fahren mit ihrem Auto gegen ein Haus; eine Verfolgungsjagd der Polizei hinterlässt zwei Tote und vier Verletzte (der Streifenwagen stößt mit einem Taxi zusammen); ein Soldat und ein Zivilist werden bei FARC-Angriff verletzt; eine Autobombe tötet zwei und verletzt drei Menschen; das ermordete Baby wird obduziert – ein schwacher Trost, dass nur die erste Nachricht aus der Hauptstadt kommt...

Donnerstag, 12. Januar 2012

...herrschen keine tropischen Temperaturen!

Da ich von niemandem mehr hören will, dass er mich wegen des "karibischen Klimas" um meinen Umzug beneidet, gibt's heute eine kleine Erdkunde-Lektion: Bogotá liegt auf 2600 Metern, im Durchschnitt ist es hier etwa 13 Grad – und ab und zu regnet es so heftig, dass Straßen abrutschen*, Flüsse über die Ufer steigen und Menschen ihr Obdach verlieren.

Quelle: secretariadeambiente.gov.co

* Auf dem Foto ist auch das Haus meiner Schwiegermutter zu sehen, die von dem derrumbe nachts wach wurde und panisch Koffer packte, um sich in Sicherheit zu bringen – das Gebäude ist dann aber, wie man sieht, doch stehen geblieben.

Mittwoch, 11. Januar 2012

...müssen Rentner nicht mehr beweisen, dass sie noch leben


Heute gibt Präsident Juan Manuel Santos Details seiner Entbürokratisierungspläne bekannt: So sollen unter anderem die ständigen Tinten-Fingerabdrücke künftig durch digitale ersetzt werden (auf dem Foto ist ein Gerät zur Personal-Identifizierung, das ich gestern in einem Restaurant gesehen habe) – und alte Menschen müssen nicht mehr alle drei Monate ein "Überlebenszeugnis" abgeben, um ihre Rente zu kriegen.

Dienstag, 10. Januar 2012

...fahren die Autos nach Stundenplan

Nach den festivos gilt seit heute wieder Pico y Placa in der Stadt: An jedem Wochentag haben Autos mit bestimmten Kennzeichen Fahrverbot; ein Verstoß kostet etwa 100 Euro – die Rechnung geht allerdings nicht auf (so leere Straßen wie auf dem Foto der Stadtverwaltung habe ich hier noch nie gesehen): Wer es sich irgendwie leisten kann, kauft ein zweites Auto, dessen Nummernschild auf einer anderen Zahl endet.

Quelle: www.bogota.gov.co



Montag, 9. Januar 2012

...soll abgerüstet werden

Die Diskussion ist uralt, doch der frisch gebackene Bürgermeister Gustavo Petro hat sie neu befeuert: Er will Zivilisten das Tragen von Waffen verbieten.

Nachtrag vom 10.01.2012: Heute fiel eine Entscheidung – ab Februar gilt das Verbot, erst mal für 90 Tage.

Sonntag, 8. Januar 2012

...sorgen sich Frauen um ihre falschen Brüste

Laut Internationaler Gesellschaft für ästhetische plastische Chirurgie liegt Kolumbien, was die absolute Zahl von Schönheitsoperationen angeht, auf dem zehnten Platz: Allein im Jahr 2010 haben sich hier 52.298 Frauen die Brüste vergrößern lassen; insgesamt 15.000 Operierte tragen Implantate der Firma PIP.

Samstag, 7. Januar 2012

...leiden die Menschen unterm Klimawandel

Kolumbien war 2010 das am drittstärksten vom Klimawandel betroffene Land der Welt – auch im vergangenen Jahr richteten Überschwemmungen so große Schäden an, dass Präsident Santos entschieden hat, nicht am Weltwirtschaftsforum in Davos teilzunehmen: Stattdessen will er hier den Wiederaufbau überwachen.

Freitag, 6. Januar 2012

...kommt WLAN aus dem Aufzug

Als wir endlich Internet bekommen haben, mussten Carlos Slims Telmex-Techniker ein neues Kabel durch den Aufzugschacht verlegen: Das unserer Vormieter konnten sie angeblich nicht benutzen – es war von der "Konkurrenz" (Comcel) Konkurrenz etb.



Korrektur vom 7.1.2012: Ich habe Comcel und etb verwechselt. Comcel ist Slims Mobilfunkanbieter in Kolumbien. Mit der "Empresa de Telecomunicaciones de Bogotá", etb, hat der reichste Mann der Welt (noch) nichts zu tun.

Donnerstag, 5. Januar 2012

...treten sich die Kellner gegenseitig auf die Füße

In Deutschland arbeiten 73 Prozent der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor, in Kolumbien sind es auch schon 68 Prozent – kein Wunder, hier sind Arbeitskräfte billig: Der (dieses Jahr deutlich gestiegenesalario mínimo beträgt nur 260 Euro.

Mittwoch, 4. Januar 2012

...versöhnt mich die Aussicht mit der Stadt

Im Münchner Westend habe ich mich immer über Frauen gewundert, die nur am Fenster sitzen –
in der Macarena könnte ich selbst so eine werden.

Dienstag, 3. Januar 2012

...gibt's Passfotos auf der Straße

Der Türsteher vom DAS sagt: "Sprechen Sie die Dame unter dem schwarzen Regenschirm an" – die hängt eine blaue Leinwand an die Bushaltestelle und bittet, die Brille abzusetzen; zwei Minuten später kommen aus einem Drucker unter dem Regenschirm für neuntausend Pesos (etwa 3,50 Euro) acht Fotos, sauber zurechtgeschnitten mit einer Papierschneidemaschine (!).

Montag, 2. Januar 2012

...braucht man oft seinen Zeigefinger

In Kolumbien setzt man unter jeden Vertrag nicht nur eine Unterschrift, sondern auch seinen Fingerabdruck; die Tinte darf man sich dann mühsam wieder abrubbeln – meine Schwiegermutter glaubt, dass sie deshalb heute kaum noch eine huella hat.

Sonntag, 1. Januar 2012

...ist jetzt ein Ex-Guerillero im Amt

Gerade hat der neue Bürgermeister Gustavo Petro seine Antrittsrede gehalten: Der Ex-Guerillero verspricht eine „menschlichere” Stadt.