Eigentlich wollte ich diesen Eintrag mit einem unschuldigen Bild von dem wirklich schönen Feuerwerk illustrieren, doch je länger ich nichts fand, desto mehr rückten mir andere Suchergebnisse aufs Gewissen: Was ich nicht wusste (obwohl ich letztens erst den Campact-Appell unterzeichnet habe) – auch die Allianz spekuliert in großem Stil mit Lebensmitteln. Das muss aufhören!
Donnerstag, 31. Mai 2012
...ziert seit gestern eine neue Marke die Skyline
Seit 1999 gehört das kolumbianische Unternehmen Colseguros bereits den Münchnern (warum, erklärt die erste Frau im Vorstand hier): Gestern hat der Versicherer mit einem riesigen Feuerwerk das Rebranding gefeiert – nun leuchtet nachts auch ein Allianz-Schriftzug von einem der Türme im Zentrum der Stadt.
Mittwoch, 30. Mai 2012
...lesen sich manche Nachrichten wie in der Inquisition
Vergewaltigt und gepfählt haben Unbekannte vergangenen Donnerstagmorgen im Parque Nacional die 35-jährige Rosa Elvira Cely; sie starb vier Tage später an ihren inneren Verletzungen – unter dem Motto Ni una más geht nun ein Aufschrei durch die Hauptstadt.
"Brechen wir das Schweigen – nicht eine weitere!" Aufruf zur Demo gesehen auf Facebook |
Dienstag, 29. Mai 2012
...warnen Behörden vorm kolumbianischen Eyjafjallajökull
Weil der Nevado del Ruiz Asche spuckt, mussten heute vier Flughäfen geschlossen werden – die Alarmstufe wurde auf orange erhöht ("Ausbruch innerhalb von Tagen oder Wochen wahrscheinlich").
* Ein Bild der 13-Jährigen, die nach 60 Stunden starb, wurde damals Pressefoto des Jahres.
In die internationalen Schlagzeilen geriet der Vulkan im Jahr 1985, als eine Schlamm- und Schuttlawine fast 25.000 Menschen unter sich begrub, darunter Omayra Sánchez, die vor laufenden Kameras um ihr Leben kämpfte*. Quelle: ingeominas.gov.co |
* Ein Bild der 13-Jährigen, die nach 60 Stunden starb, wurde damals Pressefoto des Jahres.
Montag, 28. Mai 2012
...hat eine Französin ein kleines "Nipplegate" ausgelöst
Eine Reihe von Geschäften weigert sich derzeit, die aktuelle Ausgabe des Kulturmagazins Arcadia auszulegen: Die Kritik gilt der entblößten Brust der französischen Künstlerin Orlan auf dem Titelbild – typisch kolumbianische Doppelmoral, wo das Playboy-Pendant SoHo nach einer Fernseh-Zeitschrift und einem Promi-Blättchen die dritthöchste Auflage erzielt.
PS: Außerdem gab es heute noch zwei wichtige Nachrichten: Der kolumbianische Vizepräsident Angelino Garzón ist bei der Wahl eines neuen Generaldirektors für die ILO in der vorletzten Runde ausgeschieden; und die Farc haben angekündigt, Roméo Langlois am Mittwoch freizulassen.
Das Foto von Orlan, deren Kunst im Juni hier zu sehen sein wird, hat einen Boykott hervorgerufen. Quelle: revistaarcadia.com |
Sonntag, 27. Mai 2012
...muss das FBI den Streit um eine Nase schlichten
Der Politiker Sigifredo López soll seine eigene Entführung vor zehn Jahren mit organisiert haben: In einem Farc-Video erklärt ein Mann den Grundriss des Landtags, aus dem die Guerilla kurz darauf zwölf Abgeordnete holte; elf von ihnen brachten die Rebellen nach fünf Jahren Gefangenschaft um, nur López überlebte und wurde 2009 freigelassen – ob er wirklich der Komplize war, der in den Aufnahmen zu sehen ist, soll nun das FBI klären.
Für hispanohablantes: ein Ausschnitt aus einer Nachrichtensendung der letzten Woche. Auf Deutsch fasst den Fall ganz gut die Basler Zeitung zusammen.
Nachtrag vom 28.05. Weder der gestrige Eintrag noch der Artikel der Basler Zeitung lösen auf, was das alles mit einer Nase zu tun hat (danke, Konnie!): In dem Video lässt sich nur ein kurzer Blick auf das Profil des Verdächtigen erhaschen, in dem zunächst die Ermittler und später auch Experten die Nase von Sigifredo López erkannt haben wollen – seitdem machen sich hier alle darüber lustig (und nutzen die Gelegenheit, prominente Zinken abzubilden) selbst heute gab es noch zwei neue Karikaturen in den Tageszeitungen El Tiempo und El Espectador.
Für hispanohablantes: ein Ausschnitt aus einer Nachrichtensendung der letzten Woche. Auf Deutsch fasst den Fall ganz gut die Basler Zeitung zusammen.
Nachtrag vom 28.05. Weder der gestrige Eintrag noch der Artikel der Basler Zeitung lösen auf, was das alles mit einer Nase zu tun hat (danke, Konnie!): In dem Video lässt sich nur ein kurzer Blick auf das Profil des Verdächtigen erhaschen, in dem zunächst die Ermittler und später auch Experten die Nase von Sigifredo López erkannt haben wollen – seitdem machen sich hier alle darüber lustig (und nutzen die Gelegenheit, prominente Zinken abzubilden) selbst heute gab es noch zwei neue Karikaturen in den Tageszeitungen El Tiempo und El Espectador.
"Herr Hauptmann, ich folge einer verdächtigen Nase" – Matador spielt auf Juan Lozano an, den Chef von Uribes Partei "La U" |
Betto in El Espectador |
Samstag, 26. Mai 2012
...stellen Verfassungsrichter klar: Schwule dürfen knutschen
Und zwar wann und wo sie wollen: Damit Paaren gleichen Geschlechts dort kein Rausschmiss mehr droht, fordert das Gericht außerdem einen Grundkurs in Sachen Menschenrechte für das Sicherheitspersonal eines Einkaufszentrums in Cali – ein Blick in die Kommentarspalten, etwa von semana.com verrät allerdings, dass das Urteil der kolumbianischen Realität weit voraus ist.*
Da wird einem ganz anders...
* Ein paar Auszüge: |
- "[...] als ob es keinen Respekt für Familien, Kinder und gute Menschen gäbe [...]"
- "Diese obszönen Taten, die die Richter hier erlauben, sind die nicht strafbar [...]?"
- "Das ist, weil die Richter für ihre eigenen Rechte kämpfen [...]"
- "Im Obersten Gerichtshof [sic!] gibt's mindestens ein paar Schwule"
- "[...] ein Land, in wo [sic!] nicht nur Menschenrechte verlorengehen, sondern auch Werte. [...]"
- "Ekelhaftes Benehmen, an einem Ort, wo Kinder sind, Glückwunsch dem Sicherheitsmann"
Da wird einem ganz anders...
Freitag, 25. Mai 2012
...sind grad meine Briefwahlunterlagen angekommen
Knapp zwei Wochen nach der NRW-Wahl lese ich, was ich zu tun habe: "Wahlbrief so rechtzeitig versenden, dass er spätestens am Wahltag bis 18 Uhr beim Wahlamt [...] eingeht!" – alles klar...
Das Versanddatum verrät natürlich, dass ich die Unterlagen auch viel zu spät angefordert habe – wird nicht wieder passieren. :o) |
Donnerstag, 24. Mai 2012
...hat El Espectador seit heute eine neue freie Mitarbeiterin
Meinen ersten Artikel, der heute erschienen ist, habe ich über das Projekt "Kein Täter werden" geschrieben – wer Spanisch liest, ist herzlich eingeladen, einen Blick drauf zu werfen.
Schön, dass Texte von freien Autoren hier als Especial vorgestellt werden. :o) |
Mittwoch, 23. Mai 2012
...wachsen die Gärten nun auch die Häuser hoch
Für diese schöne Fassade, an der ich heute vorbeigelaufen bin, zeichnet zwar nicht der Pariser Gartenkünstler Patrick Blanc verantwortlich, aber sie kommt dessen Pflanzenwänden (z.B. in Berlin und Madrid) schon recht nahe.
Auf der Webseite des Hotels lässt sich nachvollziehen, wie erst das Gebäude und dann die Pflanzen gewachsen sind. Dank für das Foto geht an Alejo, mit dem ich unterwegs war und dessen Handy die bessere Kamera hat. |
Dienstag, 22. Mai 2012
...startet die erste Beschwerdestelle gegen Kinderpornografie
"Te Protejo" (Ich beschütze dich) ist in Lateinamerika bislang einzigartig: Die Allianz aus Familienwohlfahrt (Instituto Colombiano de Bienestar Familiar, ICBF), Technologieministerium, der Stiftung Telefónica und dem Elternnetzwerk Red PaPaz bietet mit Unterstützung der Nationalpolizei und dem Verband INHOPE künftig die Möglichkeit, verdächtige Inhalte anonym anzuzeigen – für den Leiter des ICBF erst der Beginn des Kampfes gegen das Schweigen.
Länder, die im Jahr 2010 Internet-"Hotlines" gegen illegale Inhalte geschaltet hatten. Quelle: INHOPE-Jahresbericht |
Montag, 21. Mai 2012
...lieben die Leute die neue Frau von "Al Bundy"
Manchmal ist es den rolos dann doch egal, ob jemand aus Bogotá kommt oder aus Barranquilla: Auf Sofia Vergara und ihren Platz in der Forbes-Liste der 100 einflussreichsten Celebrities sind alle stolz.
In der US-Serie "Modern Family" spielt die Kolumbianerin die deutlich jüngere Frau von Familienvater Jay Pritchett (Ed O'Neill, "Eine schrecklich nette Familie"), oft zu schrill, aber meistens sympathisch – und, laut dem Videoblog ihres Sohnes, angeblich mit gespieltem Akzent.
Sonntag, 20. Mai 2012
...wollte ich gestern eigentlich über Popel bloggen
[Aber dann war plötzlich der Tag rum und ich hab zum zweiten Mal seit Beginn dieses Blogs einen Eintrag verpennt: Jetzt lässt sich nicht mehr sagen, einmal sei keinmal – Schuld hat diesmal ein doofer Film, der viel länger war, als ich dachte; "The Hunger Games", nicht zu empfehlen.]
Ursprünglich wollte ich über die Frau im Publikum des Champions-League-Finale bloggen, die in den wenigen Sekunden, die sie im Bild zu sehen war, gründlich ihre Nase gereinigt und mich damit sehr erheitert hat.
Ursprünglich wollte ich über die Frau im Publikum des Champions-League-Finale bloggen, die in den wenigen Sekunden, die sie im Bild zu sehen war, gründlich ihre Nase gereinigt und mich damit sehr erheitert hat.
Lo más destacable del partido, hasta ahora, ha sido la señora que se sacaba los mocos...
— Daniel Samper Ospina (@DanielSamperO) Mai 19, 2012
Und nicht nur mich – der Kolumnist Daniel Samper Ospina twitterte: "Das einzig bemerkenswerte an dem Spiel war bisher die popelnde Frau." Und mit dem hasta ahora sollte er glücklicherweise Recht behalten: Ab Minute 80 wurde es ja doch noch spannend.
Freitag, 18. Mai 2012
...wird Pablo Escobar sehnlichst zurückerwartet
Und zwar im Fernsehen: Hinter der Produktion der neuen Serie über das Leben des Narco-Milliardärs steckt Camilo Cano, der Sohn Guillermo Canos – ehemaliger Chefredakteur der Tageszeitung El Espectador, den seine mutigen Kolumnen gegen Escobar im Jahr 1986 sein Leben kosteten.
"Es heißt, Pablo Escobar habe seinen Auftragsmördern für jeden toten Polizisten eine Million Pesos gezahlt. Es heißt, Pablo Escobar habe monatlich 150 Millionen Pesos für Gummibänder ausgegeben, um seine Dollarpäckchen zu organisieren. Es heißt, Pablo Escobar habe mehr als fünf Milliarden Pesos in Treibstoff investiert, um seine Geliebte in seinem Privatjet abzuholen... – was glauben Sie?"
"Es heißt, Pablo Escobar habe seinen Auftragsmördern für jeden toten Polizisten eine Million Pesos gezahlt. Es heißt, Pablo Escobar habe monatlich 150 Millionen Pesos für Gummibänder ausgegeben, um seine Dollarpäckchen zu organisieren. Es heißt, Pablo Escobar habe mehr als fünf Milliarden Pesos in Treibstoff investiert, um seine Geliebte in seinem Privatjet abzuholen... – was glauben Sie?"
Donnerstag, 17. Mai 2012
...ist noch Mai
Als ich vorhin erwähnte, dass ich noch meinen Vater anrufen müsse, weil in Deutschland heute Día del Padre sei, fragte mich jemand (immerhin sichtlich überrascht): "Ach, ist in Europa schon Juni?"
Mittwoch, 16. Mai 2012
...will ich heute nicht noch mal über den Terror schreiben
Hab vorhin auf Facebook eine interessante Kampagne gegen den TLC gesehen – damit der Freihandelsvertrag nicht die heimische Wirtschaft kaputt macht, soll man beim Einkaufen auf die ersten drei Ziffern des Strichcodes* eines Produkts achten: Die stehen nämlich für das Herstellungsland.
"Nein zum TLC: Kaufen Sie 770 kolumbianisch" Quelle: Die Facebook-Seite von La Comunidad del UPTC |
Die ersten drei Zahlen stehen, wie gesagt, für das Land, die nächsten vier für die Firma, die vorletzten fünf für das Produkt und die allerletzte ist eine Prüfziffer. Quelle: capitalcolombia.com |
* Eine schöne Infografik zu Codes gab es letztes Jahr in der Zeit.
PS: Nur so viel zur gestrigen Bombe: Inzwischen kam noch die Theorie auf, dass die Armee hinter dem Anschlag stecken könnte. Unheimlich.
Dienstag, 15. Mai 2012
...hat heute Mittag eine Bombe die Stadt erschüttert
Es gab mindestens zwei Tote und mehr als 30 Verletzte, darunter der ultrarechte Ex-Innenminister Fernando Londoño, dem das Attentat wohl galt – wer es verübt hat, ist allerdings bis jetzt nicht klar.*
* Analysen und Spekulationen reichen von den Farc bis zur Rechten selbst; komplizierend kommt hinzu, dass ein paar Stunden vor dem Attentat eine andere Autobombe in der Nähe einer Polizeistation entschärft werden konnte, es außerdem zahlreiche Proteste gegen den heute in Kraft getretenen Freihandelsvertrag mit den USA gab und im Parlament endlich ein Marco para la Paz verabschiedet wurde, den Londoño am Morgen heftig kritisiert hatte – ob ein Zusammenhang besteht?
Londoño nach dem Attentat. Quelle, diesmal unschwer zu erkennen: elespectador.com |
* Analysen und Spekulationen reichen von den Farc bis zur Rechten selbst; komplizierend kommt hinzu, dass ein paar Stunden vor dem Attentat eine andere Autobombe in der Nähe einer Polizeistation entschärft werden konnte, es außerdem zahlreiche Proteste gegen den heute in Kraft getretenen Freihandelsvertrag mit den USA gab und im Parlament endlich ein Marco para la Paz verabschiedet wurde, den Londoño am Morgen heftig kritisiert hatte – ob ein Zusammenhang besteht?
Montag, 14. Mai 2012
...stecken die Inhaber vieler Lokale die Mehrwertsteuer ein
Der Trick ist, den Aufschlag vom Kunden zwar zu verlangen, ihn aber nicht an den Fiskus abzuführen: Im ganzen Land gehen so jährlich 12 Billionen Pesos (umgerechnet etwa fünf Milliarden Euro) verloren – mit Aufklärungskampagnen und strengeren Kontrollen soll sich das jetzt ändern.
"Das ist keine Rechnung, das ist ein Kostenvoranschlag!" – so mögen sich Kunden nach Vorstellung der Steuerbehörde DIAN dagegen wehren, dass ihnen bzw. dem Staat die IVA (Impuesto de Valor Agregado, also Mwst) geklaut wird.
Sonntag, 13. Mai 2012
...sterben jede Woche zehn Menschen im Straßenverkehr
Eins dieser Opfer habe ich Freitagnacht gesehen, und der Anblick hat mich das ganze Wochenende nicht losgelassen – doch bei mehr als einem Unfalltoten am Tag ist es offenbar unmöglich, sich über einzelne Vorfälle zu informieren*.
El amor de una madre nos brinda tranquilidad y seguridad. Usted y su Policía, todos con el mismo corazón. bit.ly/w1BuNM
— Policía de Colombia (@PoliciaColombia) Mai 14, 2012
*Die Polizei verbreitet über ihren Twitter-Account lieber Kitsch zum Muttertag.
Samstag, 12. Mai 2012
...landen bald täglich Flugzeuge aus Frankfurt
Seit Oktober 2010 fliegt Lufthansa (nach acht Jahren Pause) wieder direkt nach Bogotá – und künftig an sämtlichen Tagen der Woche.
...und, siehe Bildschirmanzeige, natürlich auch zurück. Quelle: bogota.diplo.de |
Freitag, 11. Mai 2012
...krönen die Medien einen "Tiger" zum König von Europa
Die Zeitungen schreiben, "unser Messi" sei der "König von Europa", und die Fans platzen vor Stolz: Der Kolumbianer Radamel Falcao García Zárate, der seine Fußball-Karriere als Dreizehnjähriger bei den Bogotaner Millonarios begann, hat Atlético Madrid zum UEFA-Pokal verholfen – und dabei mehrere Rekorde aufgestellt.
Der strenggläubige Falcao alias "El Tigre" bedankt sich nach Toren immer erst mal bei Gott. Quelle: semana.com |
Donnerstag, 10. Mai 2012
...durften heute keine Schwangeren in unser Treppenhaus
Und keine Kinder und keine Haustiere: Der Kammerjäger war da, und dem Gestank nach zu urteilen ist auch die fumigación – wie der Einsatz jeder Art von Putzmitteln hier – eine Aktion à la "viel hilft viel" (wogegen, ist nicht so wichtig, so lange die Chemiekeule nur regelmäßig geschwungen wird).
Der Hinweis im Aufzug gibt bekannt, dass gegen "jede Art von Insekten, Mikroorganismen und Nagetieren" vorgegangen wird – und sich Schwangere, Kinder und Haustiere bitte fern halten mögen. |
Mittwoch, 9. Mai 2012
...treiben jedes Jahr 117.000 Frauen ab
Fast alle* Schwangerschaftsabbrüche werden jedoch heimlich und damit unter unsicheren Bedingungen vorgenommen – kein Wunder: Laut Sentencia C-355, die seit exakt sechs Jahren gilt, kann eine Frau hier nur straffrei abtreiben, wenn
a) sie vergewaltigt wurde,
b) die Schwangerschaft ihre körperliche Gesundheit gefährdet oder
c) das Kind nicht lebensfähig wäre
und das wissen hier die meisten Leute nicht mal.**
* 99.92% der im ganzen Land etwa 400.000 Schwangerschaftsabbrüche (zum Vergleich: in Deutschland gibt es – bei fast doppelt so vielen Einwohnern – knapp 110.000 Abtreibungen pro Jahr)
** NGOs wie Women's Link Worldwide, die darüber informieren wollen, werden regelmäßig von Abtreibungsgegnern angegriffen
a) sie vergewaltigt wurde,
b) die Schwangerschaft ihre körperliche Gesundheit gefährdet oder
c) das Kind nicht lebensfähig wäre
und das wissen hier die meisten Leute nicht mal.**
Die Stiftung Oriéntame, die gemeinsam mit dem New Yorker Guttmacher-Institut letztes Jahr die Studie mit o.g. Zahlen herausgegeben hat, versucht mit Videos wie diesem aufzuklären.
** NGOs wie Women's Link Worldwide, die darüber informieren wollen, werden regelmäßig von Abtreibungsgegnern angegriffen
Dienstag, 8. Mai 2012
...rauchen weniger Schüler* als in Berlin
In Bogotá gibt etwa einer von sechs Schülern (17 Prozent) an, in den letzten 30 Tagen geraucht zu haben; in Berlin sagt das jeder vierte von sich (28 Prozent).
* der Unterschied hat vielleicht auch damit zu tun, dass hier so viele Jugendliche die Schule abbrechen – und unter den Drop-Outs sicher mehr rauchen als unter den ñoños
Kolumbien folgt weitgehend den Warnhinweis-Empfehlungen der WHO (diese Schachteln scheinen allerdings aus Spanien zu sein); hab leider kein Bild der Marke Piel Roja gefunden – und weigere mich, dafür die erste Packung meines Lebens zu kaufen... Quelle: elespectador.com |
Montag, 7. Mai 2012
...haben die Farc per Twitter zugegeben, Langlois zu haben
Die Guerilla twittert sicher nicht aus der Hauptstadt, aber hier haben Medien wie Semana und El Tiempo die vermeintlichen Rebellentweets optimistisch aufgenommen – heute kam allerdings eine offizielle Erklärung hinterher, dass der französische Journalist erst freigelassen werde, wenn es eine "nationale und internationale Debatte über die Informationsfreiheit"* gebe.
* aus Sicht der Farc befolgen Journalisten, die die Armee auf ihre militärischen Einsätze mitnimmt, nämlich nicht den Grundsatz einer wahrheitsgetreuen Berichterstattung, sondern "den der Manipulation" (periodistas que las fuerzas armadas llevan consigo en sus operaciones militares no cumplen el propósito principal de informar sobre la realidad, sino el de manipular)
Sonntag, 6. Mai 2012
...wurden gestern 22 Spaziergänger in den Bergen überfallen
Bei dem atraco masivo ("Massenüberfall"), wie ihn die Presse hier taufte, bedrohten die atracadores die Freizeitsportler mit Revolvern und nahmen ihnen Handys, Kameras, Portemonnaies und Klamotten ab* – meine Schwiegermutter, die vier Mal pro Woche auf ihren Hausberg steigt, hatte zum Glück gestern eine andere Route genommen...
*Anzeige haben bisher erst drei der 22 Opfer erstattet
*Anzeige haben bisher erst drei der 22 Opfer erstattet
Samstag, 5. Mai 2012
...begann vor zwanzig Jahren der große "Stromausfall"
Im Frühjahr 1992 lagen viele Wasserwerke trocken, und plötzlich gab es nicht mehr genug Energie, um den Bedarf des Landes zu decken – am ersten Samstag im Mai ordnete der damalige Präsident César Gaviria eine Zeitverschiebung an, die hora gaviria, um das Tageslicht besser zu nutzen: Bis Februar 1993 gab es morgens und abends keinen Strom (el apagón).
Viele Bogotanos erinnern sich gerne an den apagón; die Fernseher blieben dunkel, Familien haben miteinander gespielt oder gelesen – und das Radio wieder entdeckt: Die beliebte Sendung La Luciérnaga ("das Glühwürmchen") stammt aus dieser Zeit. Quelle: eltiempo.com |
Freitag, 4. Mai 2012
...will ein in Bayern verheiratetes lesbisches Paar adoptieren
Die beiden Kolumbianerinnen Ana und Verónica, die in Nürnberg geheiratet haben, sind inzwischen bis vors Verfassungsgericht gezogen: Verónica will die beiden Kinder, die Ana nach künstlicher Befruchtung zur Welt gebracht hat, endlich als ihre eigenen adoptieren dürfen.
Leider hat bei El Espectador offenbar niemand eine Schroeck-Kurztext-Ausbildung genossen – habe nicht rausgekriegen können, wer Ana und wer Verónica ist. :o) Quelle: elespectador.com |
Donnerstag, 3. Mai 2012
...ist die Mordrate so niedrig wie seit 15 Jahren nicht mehr
Im April sind in der Hauptstadt 96 Menschen umgebracht worden (auf 100.000 Bogotanos kommen damit "nur noch" 17,4 Morde*); etwa ein Viertel weniger als im Vorjahresmonat – aus Sicht von Bürgermeister Gustavo Petro zeigt sein Waffenverbot Wirkung.
* mit einer landesweiten Quote von traurigen 33/100.000 Einwohnern liegt Kolumbien allerdings immer noch auf Platz 15 auf der Liste der gewalttätigsten Länder der Welt
* mit einer landesweiten Quote von traurigen 33/100.000 Einwohnern liegt Kolumbien allerdings immer noch auf Platz 15 auf der Liste der gewalttätigsten Länder der Welt
Mittwoch, 2. Mai 2012
...wurde das Kangarooing erfunden
Da ihm Brutkästen fehlten, überlegte sich der Kinderarzt Edgar Rey Sanabria 1978, dass Mütter ihre Frühgeborenen dicht am Körper tragen sollten, um sie warmzuhalten – bis heute verbessert die Methode Überlebenschancen und Entwicklung untergewichtiger Babys auf der ganzen Welt.*
* Bin da ganz zufällig drauf gestoßen, als ich mir für eine Semana-Meldung den heute erschienenen WHO-Bericht zur Situation Frühgeborener angeschaut habe.
Natürlich kann auch der Vater das Känguru sein...
Quelle: santander.gov.co
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Dienstag, 1. Mai 2012
...haben 35.000 Polizisten heute die Mai-Demos bewacht
Bewundernswert, dass die Gewerkschaftler, die am Tag der Arbeit zur großen marcha aufgerufen hatten, weitgehend friedlich blieben* – wenn man bedenkt, dass erst am Freitag einer von ihnen ermordet wurde: der siebte Tote auf Seiten der kolumbianischen sindicalistas in diesem Jahr.
* die Bilanz: drei Verletzte und 146 Festnahmen
Auch eine Deeskalationsstrategie: die Helme am Schutzschild, den Blick in die Zeitung oder aufs Handy geheftet – besonders viel schienen die 35.000 Polizisten heute in der Fußgängerzone nicht zu tun zu haben. Foto: Camilo |
* die Bilanz: drei Verletzte und 146 Festnahmen
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